Geschichte

Der alte Krug

Der Kirchlintler Heimatforscher Hermann Meisloh berichtet in seinem Buch, „Kirchlinteln, Über die Kirche, den Krieg und das Dorf“ (1) folgendes über die Geschichte des Lintler Krugs:

Ein markantes Fachwerkgebäude an der Hauptstraße in Kirchlinteln ist der Lintler Krug. In früheren Jahrzehnten war er ein beliebtes Ausflugsziel, besonders auch für viele Bremer, die mit dem Zug gut anreisen konnten. In den vergangenen Jahren war es still geworden um den Lintler Krug. Herr Erwin Haas, der die Gebäude zuletzt mit Leben erfüllte, hatte seinen Einrichtungsbetrieb aufgeben müssen. Dieses schöne Fachwerkhaus und das Gelände musste doch für den Ort erhalten werden, zumal der Saal und weitere Räume vorhanden waren und Erwin Haas Gebäude, Garten und Hof gut gepflegt hatte.

Der Lintler Krug, Haus-Nr. 13 und Carstens, Haus-Nr . 12, Alte Dorstraße (Neemeyers Bur), gehörten zu den Krähenkamps Höfen (Kreinkamps Burn). Das zeigen noch heute die Besitzverhältnisse der Ländereien an der Straße nach Klein-Linteln. Zum Lintler Krug gehörten früher etwa 20 ha Land, Grünland, Wald und Ödland. Die Fläche von der Tankstelle Bomnüter bis zum Scharnhusen Platz war mal der Gemüsegarten, und das teilweise ausgebrannte und dann abgerissene „Scharnhusenhaus“ war das Häuslingshaus vom Lintler Krug. Frühere Besitzer waren laut des Heimatkalenders von 1979 die Familien Eckhoff und dann Grohbrügge. Eine Grohbrügge Tochter hat dann Daniel Friedrich Carstens geheiratet. Der Name Carstens blieb bestehen, bis die Tochter Engel Carstens 1873 August Cordes heiratete. Cordes verstarb schon 1888, und dann hat die Witwe 1891 Heinrich Dietrich Erasmie geheiratet. Die Hofstelle Nr. 13, Lintler Krug, wurde dann von Hermann Cordes gekauft. Soweit ich gehört habe, sollen die Kinder aus der ersten Ehe teilweise nach Amerika ausgewandert sein. Übrigens mussten bis etwa 1850 andere Kirchlintler Gaststätten vom Lintler Krug den Korn beziehen, den sie bei sich ausschenkten. So liegen mir Abschriften vor von Documenten über die Kruggerechtigkeit des Christoph Carstens, Linteln“. Auf der Hoffläche standen bis nach 1900 und noch bis nach dem letzten Krieg mehrere größere Gebäude, wie ein Schafstall, eine Scheune, Schuppen und weitere Stallungen. An der Wehrstraße gab es bis nach dem Krieg noch einen Eiskeller. Hier wurde im Winter Eis, meistens aus der Tonkuhle, eingelagert. Hierzu wurde ein Loch in das Mauerwerk gebrochen und nach dem Füllen des Raumes wurde das Loch wieder zugemauert. Mit dem Eis konnte man dann bis in den Sommer die Getränke kühlen. An der Straße hatte man im Krieg auch ein Behelfsheim für Ausgebombte errichtet. Mehrere Jahre nach dem Krieg wurde es abgerissen. Eine der letzten Bewohnerinnen war Marie Scharnhusen. Seit die Familie Cordes den Lintler Krug erworben hatte, war dieser immer verpachtet. Mehrere Pächter könnten genannt werden. Das Ehepaar Flottmeyer möchte ich hier erwähnen. Flottmeyers waren in der Kriegs- und Nachkriegszeit hier, und ältere Bewohner können sich daran sicher noch erinnern. Auch soll dieses Ehepaar vielen Heimatvertriebenen und anderen Bedürftigen in den Wirren der letzten Kriegstage geholfen haben.

Jetzt wird wieder ein neuer Abschnitt für den Lintler Krug beginnen. Nach Umbauarbeiten wird der Krug mit den Gebäuden und dem Garten hoffentlich ein neuer Anziehungspunkt für den Ort Kirchlinteln, für seine Bewohner und Besucher. Der neu gegründete Kultur- und Förderverein e.V. Kirchlinteln kann sicher mit dazu beitragen.

(1) Hermann Meisloh, Kirchlinteln, Über die Kirche, den Krieg und das Dorf. 2006

Historische Fotos älteren und jüngeren Datums finden sich unter „Historische Fotos“